Warum züchte ich English Bulldog?
Der spezielle Charme des English Bulldog
In der Literatur wird der English Bulldog als Hund mit einer außergewöhnlich ausgeprägten emotionalen Spannbreite beschrieben.
Vollkommen lethargisch daliegend, kann er im Bruchteil einer Sekunde zu äußerster Kampfbereitschaft hochfahren – und, das ist für die Haltung wichtig, auch umgekehrt. Er ist tatsächlich in seiner Veranlagung gemütlich bis träge, aber genau so hochwachsam bis reaktionsschnell – je nachdem, was die Situation erfordert oder erlaubt.
Dem English Bulldog wird generell eine hohe kognitive Intelligenz attestiert.
Der English Bulldog beurteilt und entscheidet am liebsten selbst, welches Verhalten für ihn in einer neuen oder einfach herausfordernden Situation angemessen ist. Das ist noch ein Erbe seiner längst vergangenen Zeit als Kampfhund. Er konnte und mußte damals allein entscheiden, wie er in diesen grausamen Bullenkämpfen überlebte. Gehorsamkeit und Rufen vom Ringrand gegenüber hätten nur sein Leben noch mehr gefährdet, als es der Kampf an sich schon tat.
Noch heute macht sich der English Bulldog sein eigenes Bild von einer Situation und findet oft kreative, neue Lösungen. Das läßt uns Freunde dieser Rasse dann stolz schmunzeln.
Der English Bulldog ist genetisch nicht auf spezielle Talente festgelegt.
Jagdhunde sind gezüchtet auf das Aufspüren, Verfolgen und Erjagen, Rennhunde auf das Rennen mit höchster Geschwindigkeit, Hütehunde auf komplexes Schutzverhalten usw. Der English Bulldog wurde auf nichts von alledem gezüchtet. Sein Verhaltensrepertoire ist offen und kann sich so ganz wunderbar den Wünschen und Gewohnheiten seiner Menschen anpassen.
Ich kenne und höre von English Bulldogs, die auf dem Fußballplatz für die Kinder das Tor hüten, die auf der Jagd den besten Spürhund abgeben, die liebend gern mit auf dem Segelboot unterwegs sind, die surfen, die das Fliegen lieben, oder die nur still bei ihrem kranken Herrchen liegen. Ich kannte auch einen Bulldog, der dem Kleinkind des Hauses das Laufen beibrachte, indem dieses sich an seinen Ohren festgeklammert hatte. Zauberhafte Geschichten dieser Art gibt es viele.
Diese Anpassungsfähigkeit aus Liebe zu seinen Menschen macht den nicht krank verzüchteten English Bulldog zum idealen Begleithund – und so hat er auch mein Herz erobert und zur Zucht herausgefordert!
World Wide Bulldog
Weltweit finden wir Fans des English Bulldog.
Überall dort, wo die Engländer in den letzten Jahrhunderten ihre Sprache und Kultur hinbrachten, und sogar darüber hinaus finden wir English-Bulldog-Züchter, Fanartikel in Kiosken, und es ist beliebt, Sportvereine, ja sogar Pubs nach dieser Rasse zu benennen.
Seine Symbolbedeutung für Stärke, Loyalität, Entscheidungs- und Durchhaltevermögen sowie Kampfgeist ist sprichwörtlich. Aber er zeigt heutzutage auch eine starke „weiche“ Seite: nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sein kantiges Kampfgesicht mehr und mehr zum knuddeligen „Babyface“ umgezüchtet. Damit symbolisiert er gleichermaßen Friedfertig- und Gutmütigkeit.
Der English Bulldog zeigt uns Selbstbewußtsein bei großer, offener Liebenswürdigkeit. Er ist, wie man unter diesem Gesichtspunkt sagen kann, auch ein erhaltungs- und zuchtwertes Kulturgut.
Eine Gesundung der Rasse ist glücklicherweise möglich.
Diese Vision eines „starken Typen“, der gleichzeitig das Kindchenschema im Menschen bedient, führte in den letzten Jahrzehnten in eine tragische Sackgasse. Kraft wurde zunehmend durch Masse ersetzt, und das insbesondere auf Kosten der Gelenke. Und das übergroße, flachnasige „Babyface“ brachte Atemnot und vielfache Hirn- und Augenprobleme.
Dem wollten und wollen die English Bulldog Liebhaber und Züchter, denen es nicht nur um die Befriedigung eigener Wunschbilder geht, sondern um den English Bulldog als schätzenswertes Lebewesen, ein Ende setzen.
Unter dem Schlagwort „fit for function“ wurde der Standard 2009 deshalb modifiziert. Bislang zeigt das innerhalb des Weltverbandes der Hundezucht FCI aber traurigerweise nur sehr eingeschränkten Erfolg, wie man auf Ausstellungen beobachten kann. Viele dieser Züchter halten unbelehrbar an der Linieninzucht fest. Gründe mögen in mangelndem Wissen oder auch in finanziellen Überlegungen liegen.
Andere Züchter wählten eine kurzen Sanierungsweg: sie kreuzten den English Bulldog einfach mit anderen Rassen. Das ging auf Kosten des speziellen Charmes des English Bulldog. Wesen und Gestalt wurden weitgehend verfälscht.
Einige Züchter allerdings gehen den aufwendigeren Weg, um den Bulldog wieder „fit for function“ zu machen: konsequente Auskreuzung innerhalb seiner Rasse. Das bedeutet mehr Aufwand an Zeit und Geld, denn gute, nicht verwandte Deckrüden müssen weiträumig immer wieder neu gesucht werden.
Ich bin überzeugt, und erste Erfahrungen von mir und anderen bestätigen es: der English Bulldog ist zu einem Hund „fit for function“ zurückzuzüchten, ohne andere Rassen einzukreuzen und ihn so zu verfälschen.
Es ist für mich eine wunderbare züchterische Herausforderung, mit dazu beizutragen, den English Bulldog als vitalen Hund mit all seinem speziellem Charme zu erhalten - für sich selbst und für seine Freunde.

